Ein Kollaborationsszenario setzt sich aus Aktivitäten zusammen die von einem oder mehreren Personen (Akteure) durchgeführt werden, um eine gemeinsame Aufgabe zu erledigen. Kollaborationsszenarien beschreiben die einzelnen Schritte der Zusammenarbeit zwischen menschlichen Akteuren und Social Documents während gemeinsamer Arbeit. Kollaborationsszenarios sind generische Komponenten, die in verschiedenen Anwendungsfällen auftreten können. Kollaborationsszenarios enthalten einen Bezug auf ein konkretes Software Merkmal und können dadurch bei der Auswahl der geeigneten Software helfen. Sie stellen somit das Bindeglied im Bewertungsprozess zwischen den Anwendungsfällen und tatsächlichen ECS dar.
Beschreibung der Diagramme
Die Katalogeinträge für Kollaborationsszenarien verwenden zwei verschiedene Diagrammtypen um die Interaktion von Benutzern in Kollaborationsszenarios zu veranschaulichen. Bei den Diagrammtypen handelt es sich um ein BPMN Choreographie Diagramm, siehe BPMN 2.0 Spezifikation der OMG und einen Graphen. Anhand von zwei Beispielabbildungen soll kurz erläutert werden wie diese Diagramme zu lesen sind.
BPMN Choreographie Diagramm
Die unten stehende Abbildung zeigt exemplarisch ein BPMN Choreographie Diagramm für die in den Fallstudien gefundenen Aktionen im Kollaborationsszenario „Documenting information“ (zusätzlich gefiltert durch den Use Case "Knowledge Management"). Im Forschungsprojekt sind vorerst nur die beiden allgemeinen Rollen „Ersteller“ und „Beteiligter“ für alle Aktionen gewählt worden. Jede Aktion stellt hier einen Nachrichtenaustausch oder eine Interaktion zwischen einem Ersteller (führt die Aktion aus) und den Beteiligten dar (die Adressaten der Nachricht). Eine Choreographie Aufgabe ist immer eine Aktion aus dem aperto-Framework . Das zugehörige Objekt (Nachricht, Dokument oder Person) zur Aktion wird durch die drei Symbole am rechten Rand repräsentiert, welche in der Legende definiert sind. Diese Symbole sind nicht Bestandteil eines normalen BPMN Choreographie Diagramms. Ist z.B. wie bei der zweiten Choreographie Aufgabe von oben „Hinweisen“ die Aktion und Nachricht und Dokument sind die zugehörigen Objekt Symbole so bedeutet das, dass für den Use Case "Knowledge Management" im Kollaborationsszenario „Documenting information“ die Aktion „Hinweisen auf eine Nachricht“ und „Hinweisen auf ein Dokument“ in den klassifizierten Fallstudien enthalten ist, nicht aber die Aktion „Hinweisen auf eine Person“.
Die nicht definierte Reihenfolge, in welcher die Aktionen im Rahmen des Kollaborationsszenarios „Documenting information“ auftreten können, wird durch die beiden exklusiven Gateways am Beginn und Ende des Choreographie Diagramms abgebildet.
Die BPMN Choreographie Diagramme geben also Aufschluss darüber was in einem Kollaborationsszenario genau geschieht und ob schwerpunktmäßig bestimmte Objekte der Gegenstand der Aktionen sind. So lässt sich in „Documenting information“ eine Häufung der Objekttypen „Nachricht“ und „Dokument“ beobachten, während das Objekt „Person“ nur selten auftritt. Die Aktions Choreographie Diagramme enthalten noch keine Information darüber wie die Aktionen getätigt werden. Womit eine Aktion ausgeführt wird stellt der Collaborative Feature Graph dar.
Aktions Choreographie Diagramm zum Kollaborationsszenario "Documenting information" im Use Case "Knowledge Management"
Eine Schnellübersicht zu BPMN und BPMN Choreographie Diagrammen gibt das BPMN 2.0 Poster der BPM Offensive Berlin.
Collaborative Feature Graph
Die folgende Abbildung zeigt exemplarisch den Collaborative Feature Graph für das Kollaborationsszenario „Documenting information“ im Use Case "Knowledge Management". Für eine bessere Übersichtlichkeit des Graphen werden nur kollaborative Features angezeigt die mit einer Mindesthäufigkeit von 2 im Kollaborationsszenario „Documenting information“ in den Fallstudien auftreten. Die grünen Rechtecke stellen Aktionen dar, die Ellipsen repräsentieren kollaborative Features. Die Zugehörigkeit eines kollaborativen Features zu den Kategorien Communication, Cooperation and Collaboration, Content Combination und Coordination ergibt sich aus dem jeweils verwendeten Orangeton, siehe Collaborative Features. An den Kanten steht die Anzahl wie oft eine Aktion mit einem kollaborativen Feature in „Documenting information“ durchgeführt wird. Das kollaborative Feature „Blogs“ bspw. wird in „Documenting information“ 5mal verwendet um etwas zu „Teilen“. Dem Collaborative Feature Graph lässt sich also entnehmen, mit welcher Intention ein kollaboratives Feature in den Fallstudien zum Einsatz kommt.
Um den Graphen möglichst übersichtlich zu gestalten, sind im Collaborative Feature Graph die Objekte als Gegenstand einer Aktion nicht enthalten. Im BPMN Choreographie Diagramm werden die Aktionen differenzierter dargestellt.
Collaborative Feature Graph zum Kollaborationsszenario "Documenting information" im Use Case "Knowledge Management"
References
Schubert, P. & Glitsch, J.H., 2015. Adding Structure to Enterprise Collaboration Systems: Identification of Use Cases and Collaboration Scenarios. Procedia Computer Science, 64, pp.161–169.